Ektoparasitenbefall beim Kaninchen

Parasiten können jedes Kaninchen (in Innen- wie in Außenhaltung) befallen und zum Beispiel durch das Futter, verunreinigte Tränken oder durch andere Tiere (Artgenossen, weitere Haustiere) übertragen werden. Deshalb ist es wichtig, schon die ersten Anzeichen richtig deuten zu können: Sollte Ihr Tier sich außergewöhnlich oft kratzen, unruhiger erscheinen, lichtes oder schuppiges Fell aufweisen, häufig den Kopf schütteln, besteht die Möglichkeit eines Parasitenbefalls. In all diesen Fällen suchen Sie bitte zur Abklärung der Veränderung den Tierarzt auf. Dieser ist in der Lage, die dafür notwendigen Untersuchen durchzuführen, z. B. durch ein Hautgeschabsel mit anschließendem Mikroskopieren.
Haben Sie an Ihrem Kaninchen oder in seiner unmittelbaren Nähe (Schlafstätte, Unterschlupf) ein Krabbeltier entdeckt, kleben Sie es bitte vorsichtig auf einen Tesa-Streifen und nehmen diesen zur Diagnostik in die Tierarztpraxis mit.

Folgende Parasiten sind möglicherweise beim Kaninchen anzutreffen:

I. Milben
Pelzmilben (Cheyletiella parasitovorax / Listrophorus gibbus)
• Übertragung durch Köperkontakt
• Überleben abseits des Wirtes nur kurzzeitig möglich
• Symptome: keine oder vermehrte Schuppenbildung (besonders stark bei Jungtieren)
• Therapie:
- Ganzkörperwaschung (Shampoo (Amitraz [Ektodex]) – diese nach 2 Wochen noch einmal wiederholen
- Ivermectin [ Ivomec]
- Selamectin [Stronghold als Spot-on]
- zusätzlich auch Gehege + Einrichtungsgegenstände gründlich reinigen
• Beachte: Zoonose, d. h. auch Mensch kann befallen werden, sowie Übertragung auf andere Haustiere (Hund, Katze) möglich

Ohrmilbe = wichtigster Ektoparasit beim Kaninchen (Psoroptes cuniculi)
• Übertragung durch Köperkontakt
• besonders häufige Stellen für Veränderungen: Ohrgrund, Ohrmuschel
• bei starkem Befall auch weitere Körperstellen betroffen
• Symptome:
- Krusten- und Borkenbildung (gelblich, blätterteigartig)
- häufiges Kratzen durch starken Juckreiz, Kopfschütteln, Kopf-schiefhaltung
• Diagnose: mittels Hautgeschabsel (Entnahme an veränderten Stellen)
• Therapie: ALLE Tiere behandeln!
- Ivermectin [Ivomec]
- Selamectin [ Stronghold als Spot-on]
- zusätzlich auch Gehege + Einrichtungsgegenstände gründlich reinigen und mit Umgebungsantiparasitikum behandeln
- Krusten vorsichtig mit warmen Wasser bzw. milden Desinfektionsmittel entfernen
- häufig zusätzlich noch Infektion mit Bakterien etc. – mit Antibotikum behandeln
• Beachte: Zoonose

II. andere noch vorkommende Parasiten:
Kaninchenfloh (Spilopsyllus cuniculi)
• Übertragung durch Körperkontakt
• von Bedeutung als Myxomatoseübertrager
• Symptome: starker Juckreiz
• Therapie:
- Puder- oder Sprühbehandlung (Phoxim [ Sebacil] )
- Imidacloprid (Advantage) als Spot-on (1x)
• Beachte: unbedingt Umgebung des Tieres (Gehege + Einrichtung) mitbehandeln; gründlich reinigen und mit Antiparasitikum behandeln
WICHTIG! -> KEINE Anwendung von FRONTLINE (Wirkstoff: Fipronil)!

Kaninchenlaus (Haemodipusus ventricosus)
• streng wirtsspezifisch (keine Übertragung auf Mensch und andere Haustiere)
• Symptome: Juckreiz, haarlose Stellen, Fressunlust
• Therapie:
- Puder- oder Sprühbehandlung (Phoxim [ Sebacil] )
- zusätzlich Gehege + Einrichtung gründlich säubern + Behandeln

III. v.a. Tiere in Außenhaltung betroffen durch:
• Holzbock (Ixodes ricinus)
• Herbstgrasmilbe (Trombicula autumnalis)
• Madenfraß; durch Fliegen (Myasis) BEACHTE : Wunden oder Durchfall !!!
• Stechmücken

Hinweise zur Behandlung:
• Spot-on: in Nacken, Haare scheiteln und direkt auf Haut geben (Tiere sollten in den folgenden Stunden weder geputzt noch gestreichelt werden)
• FRONTLINE (Keine Anwendung beim Kaninchen!)
Stellungnahme des Herstellers:
"Die Frontline-Produkte sind ausschließlich für die Anwendung bei Hund und Katze zugelassen. Beide Formulierungen werden von diesen Tierarten auch bestens vertragen. Da bei der Anwendung von Frontline bei Kaninchen gelegentlich Unverträglichkeiten beobachtet wurden, wurde folgender Passus in die Gebrauchsinformation aufgenommen: "Nicht bei Kaninchen anwenden, da es zu Unverträglichkeiten, unter Umständen auch mit Todesfolge, kommen kann.
Mit freundlichen Grüßen Merial GmbH"

Umgebungsbehandlung:
Abbrühen: Waschen Sie das Gehege mit kochendem Essigwasser aus.
Anti-Parasiten Sprays: Sprühen Sie alles mit Bactazol oder Ardapspray gründlich aus, und spülen Sie es nach ca. 1 - 2 Stunden Einwirkzeit wieder gründlich ab, um evtl. Vergiftungen zu vermeiden
Ausbacken: auch das Ausbacken im Backrohr ist möglich: 30 min bei 100 ° C sind hier ausreichend (danach alles gut austrocknen und auslüften lassen!)
Waschen: im Kochwaschgang bei 95 ° C
Einfrieren: bei einer Temperatur von -18 ° C mindestens 48 Stunden
bei Außenhaltung: bei starkem Befall ist ein Abtragen der oberen Erdschicht empfehlenswert, Stallungen und Unterschlüpfe sollten mit einem für diese Milbenart geeigneten Antiparasitikum abgesprüht werden (besonders auf Ecken achten).

Quellen:
Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie Zürich; http://www.medirabbit.com/; Parasiten (Diebrain -Kaninchen-Info); Regierungspräsidium Tübingen; Infodienst Landwirtschaft; Veterinärmedizinische Parasitologie (Boch/Supperer), Leitsymptome beim Kaninchen (A. Ewringmann)